Interview: Hat Hans Grewe Kontakt mir der Pharma?

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Bild: succo (pixabay.com)

Ein der Redaktion bekannter niederländischer Journalist ist am Flughafen Amsterdam Schiphol auf den Patientenberater Hans Grewe getroffen, der zu einem kurzen Interview bereit war. Dabei ging es um ein Gerücht, das seit einigen Wochen in der RSO-Szene die Runde macht: Hat oder hatte Hans Grewe Kontakt mit der Pharmaindustrie?

Ja, es habe eine Einladung und ein Treffen gegeben, so Hans Grewe. Er dürfe sich dazu allerdings nicht äußern, da dem Treffen ein Rechtsbeistand des Pharmaunternehmens beigewohnt habe. Was er zu sagen bereit war, sei dies gewesen:

„Es waren durchaus anregende und konstruktive Gespräche. Allerdings fahren wir zwar im gleichen Fahrwasser, sitzen aber definitiv in zwei verschiedenen Booten.“

Cannabisanbau in Deutschland

Der Reporter sprach Hans Grewe außerdem auf einen Artikel der deutschen BILD-Zeitung an, in dem der Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland thematisiert wurde. Die Frage bezog sich auf den Aufmacher des Artikels: Auf dem Bild zu sehen war ein Mähdrescher, der Cannabispflanzen auf einem Feld im Freien abmäht.

Hans Grewe soll darauf die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben:

„Wenn das der Standard ist, um medizinisches Cannabis zu gewinnen, dann hat das mit medizinischer Reinheit nichts zu tun – was ist mit Pestizidrückständen wie von Glyphosat? Wenn medizinisches Cannabis in Deutschland wirklich so angebaut und geerntet wird, dann fahren die Verantwortlichen noch mit der Postkutsche durch die Gegend, während wir schon seit zehn Jahren Ferrari fahren.“

Die Produzenten, mit denen Hans Grewe zusammenarbeite, hätten ein Reinheitsgebot für den Anbau aufgestellt:

  1. Ausschließlich Indoor-Anbau,
  2. nur biologisch-organische Anbaumethoden und
  3. keine Umwelteinflüsse, um Kontaminationen auszuschließen.

„Es handelt sich hier um ein Medizinprodukt“, erklärte Grewe. „Wir tun unser Bestes, damit nur das drin ist, was drin sein soll. Alles andere finde ich unverantwortlich den Patienten gegenüber.“

Geld oder Leben?

Was wir hier herauslesen, ist der implizite Vorwurf an die Pharmaindustrie (oder zumindest Teile dieser), primär Gewinnabsichten zu verfolgen und nicht das Patientenwohl. Schnelles Geld auf Kosten der Gesundheit? Die Praxis wird zeigen, wie der Anbau in Deutschland tatsächlich vonstatten geht. So lange ein hochpotentes Vollextrakt legal nicht zu bekommen ist, bleibt Patienten, die ein solches benötigen, ohnehin nur der Gang zum Schwarzmarkt.

Auch Hans Grewe ist sich des Problems bewusst und setzt trotz der jüngsten Begegnung mit einem Pharmaunternehmen auf Kooperationen:

„Ich würde liebend gern mit der Onkologie-Abteilung einer Uniklinik für eine Versuchsstudie in Sachen Vollextrakt zusammenarbeiten. Unsere Erfolge sind nicht von der Hand zu weisen und wir glauben daran, dass sich unsere Methode trotz der derzeit herrschenden THC-Grenzwerte langfristig durchsetzen muss.“

***

Vielen Dank an J.A., den niederländischen Journalisten, der uns die O-Töne und eine Zusammenfassung des Gesprächs aus seiner Sicht zur Verfügung gestellt hat. Da sein derzeitiger Arbeitgeber dem Thema nicht offen gegenübersteht, hat er uns gebeten, anonym zu bleiben.

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Medizinisches Cannabis: Schritt für Schritt in die Legalität

Positive Rauchsignale von Skandinavien bis Südamerika

Cannabisverkauf – ein Geschäft im Schatten

Das Geschäft mit Cannabis umgibt selbst dort, wo es im legalen Rahmen statt findet, oft eine schattenhaft Aura. Dazu muss man nicht weit schauen: Schon die niederländischen Coffeeshops stehen vor der so genannten achterdeurproblematiek – dem Hintertürproblem. Denn auch, wenn der Verkauf von Cannabis in den Niederlanden in einem strengen Rahmen geduldet wird, sind Anbau und Einfuhr illegal. Daraus ergibt sich eine skurrile Situation: Den Coffeeshops ist es gestattet, etwas zu verkaufen, das es eigentlich gar nicht geben darf. Und durch das Risiko der Anlieferer, in flagranti ertappt zu werden, diktieren diese hohe Preise, die sich von denen auf dem Schwarzmarkt kaum unterscheiden.

Grünes Licht aus den USA

Seit Anfang 2014 der Cannabisverkauf im US-Bundesstaat Colorado legalisiert wurde, weht ein frischer, neuer Wind durch die Szene. Colorado und auch andere Staaten in den USA haben massiv dazu beigetragen, dass der Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken weltumspannend neu diskutiert und ausgehandelt wird. Zu verdanken ist dieser Umstand zum einen einer starken Lobbyarbeit von (Medi-)Cannabis-Interessenverbänden und dem wachsenden wissenschaftlichen Interesse an der Pflanze und ihren Wirkstoffen als Heilmittel.

Neue Chancen in der Zukunft

Cannabis, gerade medizinisches Cannabis, ist ein Markt mit Zukunft. Von Skandinavien bis Südamerika gibt es immer mehr Menschen, die schon jetzt die Weichen stellen, um nach der vollständigen Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken auf diesem neuen Markt mitzumischen. Einer dieser Visionäre ist der Niederländer Hans Grewe, ehemaliger Grower, Patientenberater und Cannabis-Netzwerker. Sein Ziel ist nach eigenen Angaben die Etablierung der ersten Europäischen Cannabis-Klinik. In einem Facebook-Beitrag schildert er, wie die Netzwerkarbeit für die Umsetzung dieses Projekts aussehen kann:

„Von Ende März bis Ende April hatte ich ein paar erfolgreiche und informative Wochen mit neuen Ideen, Gesprächen und Abschlüssen:

In einem Dörfchen nicht unweit vom kolumbianischen Städtchen Santa Marta wurde mit dort anbauenden Growern ein Konzept für drei neue medizinische Cannabissorten besprochen und abgesegnet. In der ersten Phase werden die Samen für die neue Gattung erzeugt. Die Pflanzen werden in mehreren Schritten biologisch angebaut, gezüchtet und dann in letzter Instanz erforscht und getestet. Es ist unser Antrieb die Kultur der Pflanze, die bei weitem nicht ausgeschöpft ist, weiter voran zu treiben und neue Wege zu beschreiten, um den Krankheiten die Stirn zubieten. […]“

Kolumbianisches Cannabis?

Tatsächlich hat Kolumbien – bei vielen verschrien als Kokainkanone Südamerikas – in letzter Zeit häufig in den Medien von sich reden gemacht, und zwar explizit im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis. Bereits im Jahr 2014

„hatte der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, die Sympathie seiner Regierung für ein medizinisches Cannabis-Programm kundgetan und angekündigt, Cannabis zu medizinischen Zwecken auch in Kolumbien zu legalisieren“,

schrieb der Deutsche Hanfverband am 23. Dezember 2015. Und weiter:

„Die Regierung argumentiert, sie wolle Patienten die Möglichkeit geben, ihr Gras nicht weiter vom Schwarzmarkt und somit den kolumbianischen Kartellen zu beziehen. Kolumbien stehe somit an vorderster Front der Länder, die natürliche Ressourcen nutzen, um Krankheiten zu bekämpfen, sagte der Präsident […].

Wer zukünftig Cannabis als Medizin anbauen möchte, kann sich um eine staatliche Anbaulizenz bewerben, die von der Drogenüberwachungsbehörde des Landes ausgestellt wird.“

Laut einem Bericht des Deutschlandradios soll das kolumbianische Cannabis zwar auch der eigenen Bevölkerung zugute kommen, vor allem soll die Pflanze aber legal in den Export gehen.

Von Kolumbien nach Dänemark

Hans Grewe weiter:

„Zwei sehr gute Gespräche fanden in Dänemark statt. Da es in der Schweiz und Österreich in Sachen europäische Cannabis-Klink momentan leider kein Vorankommen gibt, suchen wir auch hier neue Ansprechpartner. Dazu zählt ein politischer und sehr interessanter Kontakt innerhalb der Liberalen. Auch ein Facharzt aus der Uniklink in Odense ist sehr interessiert an künftigem Austausch und Zusammenarbeit in Sachen Cannabis-Öl.
Viele Parlamentarier sind für die Legalisierung von Cannabis (Sozialdemokraten, Sozialisten, Sozialliberale, Liberale und Grüne). Die konservativen Parteien, die momentan an der Macht sind, sind allerdings dagegen. Es gibt sogar eine Hanfpartei, die aber nicht im Parlament sitzt.“

Dänemark gehört zu den Ländern, die den Konsum von Cannabis tolerieren, der Besitz und Handel ist jedoch illegal. Allerdings werden seit einiger Zeit politische Debatten darüber geführt, die geltenden Gesetze und Bestimmungen zu ändern. Am 11. Dezember 2015

„begann das Parlament einen Gesetzesvorschlag der [Partei] Alternativet zu diskutieren, nach dem Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert werden soll. […] eine Reihe von Parteien unterstützt die Alternativet, gemeinsam könnten sie den Vorschlag mit einer knappen Mehrheit durch das Parlament winken“,

so Philip Tees in einem Beitrag für die Copenhagen Post.

Tatsächlich gibt es bereits ganz konkrete Vorschläge, wie eine Legalisierung Dänemark auch wirtschaftlich stärken könnte:

„Die kleinen Inseln Dänemarks kämpfen ums Überleben, könnten aber bald eine neue Bestimmung als Cannabis-Farmen bekommen, wenn das Parlament dem Antrag auf Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke zustimmt“,

schrieb Tess in einem weiteren Artikel für die Copenhagen Post vom 04. März 2016.

Weltweite (Hanf-)Seilschaften

Die hier vorgestellten Personen und Organisationen, die eine Legalisierung bzw. neue Strukturen und Möglichkeiten im Cannabusiness vorantreiben stellen nur einen kleinen Ausschnitt derer dar, die anderswo auf der Welt ähnliches tun und ähnliches hoffen – wie auch Hans Grewe, der sich wünscht,

„dass sich die politische Situation in Sachen Cannabis in Europa weiter zum Guten entwickelt und wir in absehbarer Zeit eine Cannabis-Klinik realisieren können … vielleicht sogar mit potentem neuen Mediwiet aus Kolumbien […]“

Im Sinne aller Patienten, die von diesem und ähnlichen Vorhaben profitieren könnten, wünschen wir das auch.

Cannabis-Grundkurs für Ärzte und andere Fachkräfte

Immer häufiger werden Mediziner, Fachärzte, Krankenschwestern oder Pfleger von Patienten auf das therapeutische Potenzial von Cannabis angesprochen. Bislang bleiben in solchen Situationen viele Fragen offen, da die Befragten ihrerseits nicht unbedingt mit der Materie vertraut sind. Hier nun hat das Hanfsamenunternehmen SensiSeeds auf eine sehr gelungene Weise Abhilfe geschaffen. Denn dessen Abhandlung zu vielen Aspekten des medizinischen Cannabis ist nicht nur kompetent und umfangreich, sondern auch flüssig und unterhaltsam zu lesen. Ergänzt wird der kompakte Überblick über medizinischen Einsatz, Produkte, Kenntnislage und Rechtssituation um weiterführende Links mit detaillierten und landespezifischen Informationen zum Einsatz von Cannabinoiden in der Medizin.

Wir finden, das ist ein tolles Kommunikationsangebot – nicht nur für Mediziner -, das man bei Sensiseeds übrigens nicht als Einbahnstraße versteht, sondern als Einladung zum Dialog. Kontaktaufnahme und Fragen sind erwünscht.

Alles Weitere auf der Website Sensiseeds. com unter https://sensiseeds.com/de/blog/cannabinoide-der-medizin-ein-uberblick-fur-arzte-und-fachpersonal/

Cannabis als Medizin – öffentliche Petition

Aktualisierung

Zitat cannabis-medizin-petition.de:

„Insgesamt 33.342 Bürger haben die Petition unterstützt, darunter 16.225 innerhalb der Zeichnungsfrist zwischen dem 13. August und dem 10. September 2014 online auf der Internetseite des Petitionsausschusses sowie 17.117 auf Unterschriftenlisten.

Das Quorum für eine öffentliche Beratung der Petition im Petitionsausschuss sind 50.000 Unterstützer. Das Quorum wurde daher nicht erreicht. Eine Petition kann nach Angaben des Petitionsausschusses aber auch dann öffentlich beraten werden, wenn das Quorum nicht erreicht wurde. Letztlich sei der Inhalt der Petition entscheidend.“ [Weiterlesen]

Für weitere Informationen zur Petition besuchen Sie bitte die Website www.cannabis-medizin-petition.de oder klicken Sie auf das unten stehende Bild.

Screenshot eines Teils der Website zur Petition; www.cannabis-medizin-petition.de.

Bildschirmfoto eines Teils der Website zur Petition; www.cannabis-medizin-petition.de.

Fachvortrag: Cannabis als Medizin? Aber natürlich!

Am 13.11.2013 sprach der Physiker Maximilian Plenert vor dem Fraktionssitzungssaal der GRÜNEN in Mainz über die Anwendungsgebiete von Cannabis, über Cannabis als Medizin weltweit sowie Cannabismedikamente in Deutschland.  Plenert ist Mitglied im Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept e.V.).

Teil 1/3

Teil 2/3

Teil 3/3