Positive Rauchsignale von Skandinavien bis Südamerika
Cannabisverkauf – ein Geschäft im Schatten
Das Geschäft mit Cannabis umgibt selbst dort, wo es im legalen Rahmen statt findet, oft eine schattenhaft Aura. Dazu muss man nicht weit schauen: Schon die niederländischen Coffeeshops stehen vor der so genannten achterdeurproblematiek – dem Hintertürproblem. Denn auch, wenn der Verkauf von Cannabis in den Niederlanden in einem strengen Rahmen geduldet wird, sind Anbau und Einfuhr illegal. Daraus ergibt sich eine skurrile Situation: Den Coffeeshops ist es gestattet, etwas zu verkaufen, das es eigentlich gar nicht geben darf. Und durch das Risiko der Anlieferer, in flagranti ertappt zu werden, diktieren diese hohe Preise, die sich von denen auf dem Schwarzmarkt kaum unterscheiden.
Grünes Licht aus den USA
Seit Anfang 2014 der Cannabisverkauf im US-Bundesstaat Colorado legalisiert wurde, weht ein frischer, neuer Wind durch die Szene. Colorado und auch andere Staaten in den USA haben massiv dazu beigetragen, dass der Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken weltumspannend neu diskutiert und ausgehandelt wird. Zu verdanken ist dieser Umstand zum einen einer starken Lobbyarbeit von (Medi-)Cannabis-Interessenverbänden und dem wachsenden wissenschaftlichen Interesse an der Pflanze und ihren Wirkstoffen als Heilmittel.
Neue Chancen in der Zukunft
Cannabis, gerade medizinisches Cannabis, ist ein Markt mit Zukunft. Von Skandinavien bis Südamerika gibt es immer mehr Menschen, die schon jetzt die Weichen stellen, um nach der vollständigen Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken auf diesem neuen Markt mitzumischen. Einer dieser Visionäre ist der Niederländer Hans Grewe, ehemaliger Grower, Patientenberater und Cannabis-Netzwerker. Sein Ziel ist nach eigenen Angaben die Etablierung der ersten Europäischen Cannabis-Klinik. In einem Facebook-Beitrag schildert er, wie die Netzwerkarbeit für die Umsetzung dieses Projekts aussehen kann:
„Von Ende März bis Ende April hatte ich ein paar erfolgreiche und informative Wochen mit neuen Ideen, Gesprächen und Abschlüssen:
In einem Dörfchen nicht unweit vom kolumbianischen Städtchen Santa Marta wurde mit dort anbauenden Growern ein Konzept für drei neue medizinische Cannabissorten besprochen und abgesegnet. In der ersten Phase werden die Samen für die neue Gattung erzeugt. Die Pflanzen werden in mehreren Schritten biologisch angebaut, gezüchtet und dann in letzter Instanz erforscht und getestet. Es ist unser Antrieb die Kultur der Pflanze, die bei weitem nicht ausgeschöpft ist, weiter voran zu treiben und neue Wege zu beschreiten, um den Krankheiten die Stirn zubieten. […]“
Kolumbianisches Cannabis?
Tatsächlich hat Kolumbien – bei vielen verschrien als Kokainkanone Südamerikas – in letzter Zeit häufig in den Medien von sich reden gemacht, und zwar explizit im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis. Bereits im Jahr 2014
„hatte der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, die Sympathie seiner Regierung für ein medizinisches Cannabis-Programm kundgetan und angekündigt, Cannabis zu medizinischen Zwecken auch in Kolumbien zu legalisieren“,
schrieb der Deutsche Hanfverband am 23. Dezember 2015. Und weiter:
„Die Regierung argumentiert, sie wolle Patienten die Möglichkeit geben, ihr Gras nicht weiter vom Schwarzmarkt und somit den kolumbianischen Kartellen zu beziehen. Kolumbien stehe somit an vorderster Front der Länder, die natürliche Ressourcen nutzen, um Krankheiten zu bekämpfen, sagte der Präsident […].
Wer zukünftig Cannabis als Medizin anbauen möchte, kann sich um eine staatliche Anbaulizenz bewerben, die von der Drogenüberwachungsbehörde des Landes ausgestellt wird.“
Laut einem Bericht des Deutschlandradios soll das kolumbianische Cannabis zwar auch der eigenen Bevölkerung zugute kommen, vor allem soll die Pflanze aber legal in den Export gehen.
Von Kolumbien nach Dänemark
Hans Grewe weiter:
„Zwei sehr gute Gespräche fanden in Dänemark statt. Da es in der Schweiz und Österreich in Sachen europäische Cannabis-Klink momentan leider kein Vorankommen gibt, suchen wir auch hier neue Ansprechpartner. Dazu zählt ein politischer und sehr interessanter Kontakt innerhalb der Liberalen. Auch ein Facharzt aus der Uniklink in Odense ist sehr interessiert an künftigem Austausch und Zusammenarbeit in Sachen Cannabis-Öl.
Viele Parlamentarier sind für die Legalisierung von Cannabis (Sozialdemokraten, Sozialisten, Sozialliberale, Liberale und Grüne). Die konservativen Parteien, die momentan an der Macht sind, sind allerdings dagegen. Es gibt sogar eine Hanfpartei, die aber nicht im Parlament sitzt.“
Dänemark gehört zu den Ländern, die den Konsum von Cannabis tolerieren, der Besitz und Handel ist jedoch illegal. Allerdings werden seit einiger Zeit politische Debatten darüber geführt, die geltenden Gesetze und Bestimmungen zu ändern. Am 11. Dezember 2015
„begann das Parlament einen Gesetzesvorschlag der [Partei] Alternativet zu diskutieren, nach dem Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert werden soll. […] eine Reihe von Parteien unterstützt die Alternativet, gemeinsam könnten sie den Vorschlag mit einer knappen Mehrheit durch das Parlament winken“,
so Philip Tees in einem Beitrag für die Copenhagen Post.
Tatsächlich gibt es bereits ganz konkrete Vorschläge, wie eine Legalisierung Dänemark auch wirtschaftlich stärken könnte:
„Die kleinen Inseln Dänemarks kämpfen ums Überleben, könnten aber bald eine neue Bestimmung als Cannabis-Farmen bekommen, wenn das Parlament dem Antrag auf Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke zustimmt“,
schrieb Tess in einem weiteren Artikel für die Copenhagen Post vom 04. März 2016.
Weltweite (Hanf-)Seilschaften
Die hier vorgestellten Personen und Organisationen, die eine Legalisierung bzw. neue Strukturen und Möglichkeiten im Cannabusiness vorantreiben stellen nur einen kleinen Ausschnitt derer dar, die anderswo auf der Welt ähnliches tun und ähnliches hoffen – wie auch Hans Grewe, der sich wünscht,
„dass sich die politische Situation in Sachen Cannabis in Europa weiter zum Guten entwickelt und wir in absehbarer Zeit eine Cannabis-Klinik realisieren können … vielleicht sogar mit potentem neuen Mediwiet aus Kolumbien […]“
Im Sinne aller Patienten, die von diesem und ähnlichen Vorhaben profitieren könnten, wünschen wir das auch.